Dr. Elke Stolze
c/o Courage e.V. Halle
Falladaweg 9
06126 Halle
0345/6873149
Frauengeschichte in Halle
Ansprechpartnerin für die AG FrauenZimmerGeschichte(n) des Courage e.V.
Dr. Elke Stolze
c/o Courage e.V. Halle
Falladaweg 9
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Frauengeschichte in Halle
Ansprechpartnerin für die AG FrauenZimmerGeschichte(n) des Courage e.V.
Gemeinsam mit der Kustodie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und dem Stadtmuseum Halle hat der Courage e.V. im vergangenen Jahr Spenden für einen Erinnerungsort für die Bildhauerin Grete Budde gesammelt. Dank der zahlreichen Spenden konnte der Stein des Familiengrabes auf dem Laurentiusfriedhof Halle, der bisher nur den Namen ihres Ehemannes auswies, mit den Angaben zu ihrer Person ergänzt werden. (Anlage Bilder von der Grabstelle 2021, 2023)
Ein Erinnerungsort für die Bildhauerin Grete Budde
Die Bildhauerin Grete Budde (1883-1967) wirkte über 50 Jahre
in Halle (Saale). Hier entstanden die meisten ihrer Werke. Sie schuf vor allem
Portraitplastiken. Mit ihren individuellen Büsten verewigte sie
Familienmitglieder, Freunde und zahlreiche bedeutsame Gelehrte. Ihre Arbeiten
zeugen von genauer Beobachtungsgabe und handwerklichem Können. Die Zentrale
Kustodie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat 2021/2022 der
bemerkenswerten Künstlerin eine Einzelausstellung - die erste überhaupt -
gewidmet.
Katalog zur Ausstellung: https://www.mitteldeutscherverlag.de/kunst/alle-titel-kunst/schaal,-dirk-hg-grete-budde-detail
Als Jüdin war Grete Budde gezwungen, sich während der NS-Zeit aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Heute ist die Künstlerin im Gedächtnis der Stadt kaum noch präsent und in der Kunstwelt weitgehend unbekannt.
Die Eheleute Werner und Grete Budde fanden auf dem
Laurentiusfriedhof in einem gemeinsamen Grab ihre letzte Ruhestätte. Hier wird
bereits als Ehrengrab dem bedeutenden Chirurgen Prof. Werner Budde gedacht.
Bisher fehlte auf der Grabplatte jedoch der Hinweis auf die Bildhauerin Grete
Budde. Anlässlich des 55. Todestages der Künstlerin im Sommer 2022 initiierten
die Kustodie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, das Stadtmuseum
Halle und der Courage e.V. eine Spendenaktion, um das Grab als Erinnerungsort
für die Leistungen beider Persönlichkeiten kenntlich machen zu können.
Dank der
zahlreichen Spenden konnte der Schriftzug
„Grete Budde, geb. Goldschmidt
(04.02.1883 – 22.06.1967) Bildhauerin“
auf der Grabplatte aufgebracht und die
Grabstelle erhalten werden.
Zur Person: Grete Budde, geb. Goldschmidt
Die im brandenburgischen Luckenwalde am 4. Februar 1883 geborene Margarete, genannt Grete, war die einzige Tochter des Stadtrates und jüdischen Hutfabrikanten Carl Goldschmidt und seiner Ehefrau Marie, geborene Heymann. Ihre Eltern stammen aus angesehenen Berliner Familien. Gemeinsam mit ihren drei Brüdern Hans Joachim Paul (1881 – 1912), Heinrich Paul (1885 – 1887) und Heinrich (1890 – 1950) wächst sie in einer liberalen jüdischen kunstliebenden Unternehmerfamilie auf.
Anders als allgemein üblich, unterstützten und förderten ihre Eltern ihre künstlerische Ausbildung. Mit ihrer Entscheidung für die Bildhauerei betrat die junge Frau Neuland. Da bis 1919 Frauen der Zugang zu staatlichen Akademien in Preußen verwehrt war, nahm Grete Budde Privatunterricht bei den Meistern ihrer Zeit. Sie nahm Unterricht bei Fritz Klimsch und Max Kruse in Berlin sowie dem Bildhauer Ulfert Jannssen in München. Ein Studienaufenthalt führte die Achtundzwanzigjährige Grete 1911/12 nach Paris zu Aristide Maillol und Auguste Rodin, dessen „Handschrift“ die junge Künstlerin stark beeinflusst hat.
Im Frühjahr 1913 heiratete die Bildhauerin den Mediziner Werner Budde und zog mit ihm nach Halle an der Saale. Hier kamen bis 1918 ihre drei Kinder Johanna, Hans-Joachim und Marie-Sibylle zur Welt. Die Saalestadt bildete über fünf Jahrzehnte das Zentrum ihres Schaffens. Zeitlebens als freiberufliche Künstlerin tätig, machte sich Grete Budde als Bildhauerin einen Namen. Mit dem Umzug nach Halle begannen für Grete Budde zwei überaus produktive Jahrzehnte. Mehr als 45 der heute bekannten Werke sind in dieser Zeit entstanden.
Ihre Kunstwerke strahlen eine besondere Lebendigkeit aus. Nicht selten fand sie ihre Modelle in dem großen Bekannten- und Freundeskreis, zu dem zahlreiche Gelehrte, deren Frauen und Kinder gehörten, aber auch in der eigenen Familie. Es ist das besondere Verdienst von Grete Budde, eines der seltenen bildhaften Zeugnisse nicht nur der ersten Dozentin der Universität Halle, sondern zugleich deren erster außerordentlicher Professorin, Betty Heimann, geschaffen zu haben. Als Jüdin war Grete Budde gezwungen, sich während der NS-Zeit aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Ihrem Mann Werner Budde wurden im Juli 1937 wegen seiner Ehe mit einer „nichtarischen Frau“ Professorentitel und Lehrbefugnis an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg entzogen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Werner Budde wieder zum ordentlichen Professor der Medizinischen Fakultät berufen und als Direktor der Chirurgischen Klinik eingesetzt. Die Bildhauerin Grete Budde setzte ihre produktive kreative Arbeit fort und beteiligte sich in den Folgejahren an zahlreichen Ausstellungen.
Die Bildhauerin Grete Budde ist mit 84 Jahren am 22. Juni 1967 in Halle verstorben. Das gemeinsame Grab der Eheleute befindet sich auf dem Laurentiusfriedhof.
Obwohl Grete Budde zu Lebzeiten eine bekannte Persönlichkeit der Stadt Halle war, sind ihre Spuren inzwischen verblasst, ihr Werk in Vergessenheit geraten.